Entscheidungen brauchen Wissen – und Menschen, die (be)stärken
Wie bringen wir mehr Mitsprache in die Onkologie? Mit «Share to Care» testen wir ein System, das Patient:innen (be)stärkt – wissenschaftlich fundiert.
Was wirklich dran ist am Gerücht vom «Krebsstreuen»
Unser Onkologe PD Dr. med. Aurelius Omlin sass kürzlich in einer Sprechstunde, als ein Patient verunsichert das Thema ansprach:«Ich habe auf Instagram ein Video gesehen. Die sagen, eine Biopsie macht alles schlimmer – der Krebs kann sich dadurch im ganzen Körper ausbreiten.» Ein Satz, der in Sekunden Angst auslöst – und der sich im Netz unkontrolliert und nicht verifiziert verbreitet. Doch was stimmt, und was ist ein gefährlicher Mythos?
Wenn der Verdacht auf Krebs im Raum steht, ist die Biopsie oft der entscheidende Schritt. Dabei entnehmen Ärztinnen und Ärzte eine Gewebeprobe, um den Tumor unter dem Mikroskop zu analysieren. So lassen sich Tumorart, Stadium und molekulare Merkmale bestimmen – die Basis für eine gezielte Therapie. In der Onkologie gilt der Grundsatz:
Keine Behandlung ohne Histologie – es sei denn, es gibt triftige Ausnahmen.
Auf Plattformen wie Instagram oder TikTok kursieren Videos, die vor einer Biopsie warnen. Oft werden Einzelfälle ohne Kontext verallgemeinert oder Behauptungen als Fakt dargestellt. Das Problem: Wer sich davon leiten lässt und auf eine Biopsie verzichtet, riskiert, dass eine wirksame Behandlung gar nicht erst begonnen werden kann oder falsch angesetzt wird. Dabei zeigt die wissenschaftliche Evidenz klar: Bei den meisten Krebsarten hat eine korrekt durchgeführte Biopsie keinen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Zwar können sich bei der Entnahme theoretisch einzelne Zellen lösen – doch die allermeisten sterben ab, da ihnen die Eigenschaften fehlen, um sich im Körper anzusiedeln. Nur bei sehr wenigen Tumorarten, wie Weichteilsarkomen, wurden Einzelfälle von Metastasen entlang des Biopsiekanals dokumentiert; hier wird aber eine Biopsie auch ganz speziell geplant und aus Sicherheitsgründen der Stichkanal bei einer Operation entfernt.
Lassen Sie sich nicht von Social-Media-Mythen verunsichern. Eine Biopsie ist in den allermeisten Fällen der sicherste Weg zu einer klaren Diagnose – und damit zu einer wirksamen Behandlung. Reden Sie mit Ihrem Ärzteteam, wenn Sie Bedenken haben – fundierte Antworten gibt es nicht auf Instagram, sondern im direkten Gespräch.