gemeinsam gegen Krebs

Sollten Sie ausserhalb der regulären Praxis-Sprechzeiten ein dringendes gesundheitliches Problem haben, ist der diensthabende Onkologe auch nachts und am Wochenende über folgende Telefonnummer erreichbar:

043 344 33 30

mehr erfahren
Header P Gebauer 1

06.02.2025

Leben

Peter Gebauers Weg mit Krebs

Im eigenen Takt

Peter Gebauer lebt mit Krebs – und mit Musik. Schuberts Winterreise begleitet ihn seit Jahrzehnten, ihr ruhiger, klarer Takt spiegelt seinen eigenen Weg: beharrlich, ohne Aufheben, nie stehenbleibend. Als er 2017 die Diagnose Speiseröhrenkrebs erhielt, war Aufgeben keine Option. Er passte sich an, hielt sich mit Klavierspiel, Denkarbeit und täglicher Struktur auf Kurs – und blieb sich selbst treu. Ein Leben, das sich verändert hat, aber nicht zerbrochen ist.

Peter Gebauer wurde 1941 geboren. Als uneheliches Kind wuchs er bei seinen Grosseltern in der Stadt Zürich auf, die hart arbeiten und bescheiden leben mussten. Aber seine Grossmutter wollte ihn nach Kräften fördern. Und so suchte sie eine bezahlbare Lehrperson und traf damit eine Entscheidung, für die Gebauer ihr bis heute dankbar ist. Die Musik wurde eine Begleiterin fürs Leben.

Der eigene Weg – getragen von Vertrauen, Liebe und Musik

Peter Gebauer hatte Glück – immer wieder traf er auf Menschen, die sein Potenzial erkannten. Als ein Lehrer ihm den Wechsel ans Gymnasium nahelegte, statt wie vorgesehen in die Sekundarschule zu gehen, öffnete das neue Türen. Gebauer studierte Mathematik an der Uni Zürich und kehrte später als Lehrer an seine ehemalige Schule zurück – vermittelt von eben jenem Lehrer. In der Lehrtätigkeit fand er tiefe Erfüllung. Er liebte das klare, logische Denken – ob bei Zahlenrätseln, Schach oder beim Bridge, das er bis heute auf Turnierebene spielt.

Auch privat zog sich ein klarer Rhythmus durch sein Leben: Seine Frau Vreni lernte er im Studium kennen – lebensfroh, kraftvoll, voller Bewegung. Er selbst ist stiller, in sich ruhend – ein ruhiger Takt zum lebendigen Klang. Seit 1968 sind sie verheiratet, verbunden durch Harmonie trotz Verschiedenheit. Die gemeinsame Tochter und deren drei Kinder bereichern das Leben – und verleihen noch einmal einen neuen Klang. 

Curated lifestyle 9rr Kh5a UKHY unsplash

Ein Satz, der alles veränderte  

Dann kam die Wende: «Immer gesund», sei er gewesen. Mit 70 begann er auf ärztlichen Rat hin mit zweijährlichen Magen-Darm-Spiegelungen – reine Vorsorge. Im Juni 2017 wurden – völlig unerwartet – Tumore in Gebauers Speiseröhre gefunden. Seine Frau war dabei, als der Arzt in ruhigem Tonfall sagte: «Es kommt etwas auf Sie zu.» Peter Gebauer erinnert sich genau an diesen Moment. «Das zog mir den Boden weg», sagt er. Doch schon im nächsten Atemzug war klar: Aufgeben ist keine Option.

Icon: Zitat

Aufgeben ist keine Option.

Die Diagnose lautete: distales Adenokarzinom. Man entschied sich im September 2017 trotz seines Alters – oder gerade deswegen – für einen grösseren Eingriff: den sogenannten Magenhochzug. Peter Gebauer war körperlich fit, voller Energie. Und so ging er in die Operation mit derselben inneren Haltung, mit der er durchs Leben gegangen war: ruhig, konzentriert, zuversichtlich. 

Die Ruhe nach dem Sturm – und der nächste

Die Operation verlief gut. Nach der Rehabilitation ging Gebauer regelmässig zur Kontrolle. Die MRI-Bilder blieben über längere Zeit stabil – es keimte Hoffnung. Doch im November 2020 kam die nächste Zäsur: Metastasen in der Lunge. Der behandelnde Onkologe, Dr. med. Daniel Helbling, schlug sofort eine Kombination aus Immun- und Chemotherapie vor. Er sprach offen: Die Therapie könne zwei Jahre dauern – viele Patienten und Patientinnen überleben diese Zeitspanne jedoch nicht. Doch Gebauer sagte sich: Ich bin noch nicht fertig mit dem Leben.

Icon: Zitat

Ich bin noch nicht fertig mit dem Leben.

Die Behandlung begann – und zeigte Wirkung, forderte aber auch ihren Preis: Die Medikamente verlangsamten ihn, er fühlte sich körperlich erschöpft. Und doch: Stehenbleiben war für Gebauer keine Option. Jeden Tag übte er weiter Klavier, löste Aufgaben, strukturierte seine Tage. Die Krankheit sollte seinen Takt nicht bestimmen. Sollte es einmal nicht mehr gehen, so sagte er sich, würde er sich anpassen. Aber aufgeben – das kam nie infrage.

Dann – erneut ein abrupter Wendepunkt: Seine Nieren entzündeten sich. Ein eigentlich positives Zeichen – ein Hinweis, dass die Immuntherapie angeschlagen hatte. Aber: Sie musste sofort gestoppt werden. Die Behandlung, die Hoffnung gemacht hatte, war damit zu Ende. Ein Rückschlag – aber kein Bruch.

Im Takt geblieben

Auch während der schwierigsten Phasen fühlte sich Peter Gebauer medizinisch gut betreut – und emotional getragen. Er machte einfach immer weiter. Mit Tagesstruktur, mit Zuversicht. Nicht trotzig. Sondern entschieden. Sein Leben hatte sich verändert, ja – aber der Krankheit wollte er nie zu viel Raum geben. «Ich musste mich anpassen», sagt er. «Aber ich wollte nie zulassen, dass sie mir meine Identität nimmt.»

Gebauer ist nicht der Typ, der ruhig dasitzen und nichts tun kann. Es liegt in seiner Natur, weiterzugehen – innerlich wie äusserlich. Und wenn etwas nicht mehr geht, findet er eine andere Form, sich auszudrücken, wach zu bleiben, bei sich zu sein.

Icon: Zitat

Aber ich wollte nie zulassen, dass der Krebs mir meine Identität nimmt.

Heute – im neunten Jahr nach Diagnose

Heute, im Jahr 2025, lebt Peter Gebauer mit einer Krankheit, die ihn nie vollständig losgelassen hat – und die er doch auf seine Weise bezwungen hat. Er hat gelernt, mit diesem Spannungsfeld zu leben – wach, offen und mit einem tiefen Gefühl für das, was zählt. «Ich weiss, dass ich nicht ewig Zeit habe», sagt er. «Aber ich bin dankbar für jeden Tag, den ich bekommen habe.»

Und was macht diese Tage für ihn lebenswert? Es sind die Momente mit seiner Frau, die Nähe zur gemeinsamen Tochter – und vor allem die Zeit mit den drei Enkelkindern, die ihm am Herzen liegen. 

Dazu kommt sein tägliches Tun: Klavierspielen, Bridge, das Lösen von Denkaufgaben. «Ich muss denken», sagt er. «Ich kann nicht einfach dasitzen und nichts tun.» Auch das ist Teil seines Wesens geblieben – der Drang, wach zu bleiben, geistig in Bewegung zu sein. Und wenn er etwas mitgeben kann, dann ist es das: «Bleiben Sie sich selbst. Auch – und gerade – in schwierigen Zeiten.»
 

Header P Gebauer

Artikel teilen