Offenheit als Haltung
Lange sprach Walser nicht über seine Erkrankung. Während er noch arbeitete, behielt er sie für sich – er redete nicht darüber, sondern hielt die Krankheit aus. Erst später machte er den Schritt in eine Selbsthilfegruppe. Anfangs belächelte er die Idee, doch nach dem ersten Besuch erkannte er, wie wertvoll dieser Austausch ist. «Dort wird ehrlich geredet, auch über Dinge, die sonst tabu sind – Inkontinenz, Sexualität, Nebenwirkungen.» Offenheit bedeutet für ihn Befreiung eine Bereicherung. Sie nimmt der Scham die Schärfe und schenkt neue Kraft.
Alltag mit Einschränkungen
Natürlich hat die Krankheit tiefe Spuren hinterlassen. Walser lebt mit Gleichgewichtsproblemen – eine Nebenwirkung der Therapie, die ihn bis heute begleitet. «Wenn ich länger gesessen bin und dann aufstehe, wanke ich manchmal, als hätte ich zu viel getrunken», sagt er. Für Aussenstehende mag das irritierend wirken, für ihn ist es im Alltag oft peinlich.
Trotzdem lässt er sich davon nicht bestimmen. Er hat gelernt, vorsichtiger zu gehen und Situationen zu vermeiden, in denen er unsicher stehen könnte. «Es belastet mich, ja. Aber es gehört jetzt zu mir», sagt er nüchtern. Ein guter Tag ist für ihn deshalb einer, an dem er sich körperlich stabil fühlt, sich normal bewegen kann und kleine Routinen pflegt.
Verglichen mit den ersten Jahren nach der Diagnose beschreibt er sich heute als «lockerer gewordener Mensch». Die Krankheit hat ihn gelehrt, loszulassen und vieles gelassener zu sehen.